Zur Einstimmung: Wir machen Druck ist bzw. war ein günstiger, beliebter und eigentlich auch sehr guter Digitaldruckdienstleister. Ich kenne diesen Anbieter seit vielen Jahren, layoute regelmäßig Titel, die dort gedruckt werden und war eigentlich immer hoch zufrieden.
Ich habe den Anbieter sogar glühend weiterempfohlen, weil fast alles stimmte: Qualität, Preis und Leistung. Der Druck bei Wir machen Druck war hervorragend, das Papier sehr gut, die Bindung besser als bei der Konkurrenz, die Lieferzeit kurz und der Preis wirklich unschlagbar.
Warum schreibe ich: war? In den letzten Monaten hat sich meine Begeisterung für diesen Dienstleister leider sehr stark abgekühlt.
Probleme mit den Farben
Das ging mit dem Buchprojekt eines sehr geschätzten Kunden im Februar 2018 los. Ich habe einen Probedruck bei „Wir machen Druck“ empfohlen und der Druck war super: hochwertige Ausstattung mit Hardcover und Fadenheftung. Wir waren alle zufrieden, mein Kunde und ich als Hersteller. Das Blau vom Cover kam exakt so herüber, wie es sein sollte. Mit diesem Schwung hat sich mein Kunde an den Hauptdruck gewagt, hohe Auflage.
Aber ach, oh Schreck: Plötzlich war ein ganz anderes, viel helleres Blau auf dem Cover. Auch im Buch selber war der Blauton verschoben. (Nur dieses Blau, alle anderen Farbtöne blieben gleich.)
Mein Kunde hat auf eine Reklamation verzichtet, vielleicht auch, weil es ein eiliges Projekt war und er den Aufwand für eine Reklamation scheute. Ich als derjenige, der diesen Dienstleister empfohlen hat, stand allerdings ziemlich dumm da.
Um Farbverschiebungen erfolgreich reklamieren zu können, müssen mindestens 10 Prozent der Auflage abfotografiert werden. Das wären in diesem Falle 50 Bücher gewesen! Wenn man einen Neudruck der gesamten Auflage möchte, muss man alle Titel der alten einsenden.
Wenn Orange zu Rot wird
Direkt umgehauen hat es mich allerdings beim letzten Farbprojekt. Eigentlich ein sehr schönes, attraktives Buch, farbig und hochwertig. Gesetzt in den Firmenfarben des Kunden.
Aber: Mein Kunde hat seinen Firmenfarben überhaupt nicht mehr wiedererkannt! Gut, auf dem Cover stimmten sie noch. Da hat Wir machen Druck die Farben exakt hinbekommen.
Doch im Inneren waren die Farben völlig verschoben. Orange wurde zu einem satten Rot, das Blau viel intensiver. Die Abbildung zu diesem Beitrag zeigt den extremen Farbunterschied. Die obere Ansicht zeigt einen Ausschnitt des Buchs in Adobe Acrobat Professional, die untere den Teil eines Scans des fertigen Druckerzeugnisses.
Die Bilder im Inneren kamen im Druck außerdem viel zu dunkel und haben einen Farbstich nach Rot und Blau. Oh, wie ist das ärgerlich!
Im Prinzip haben sie die gesamte Auflage farblich versaut!
Von der Qualitätssicherung kam eine dürre Entschuldigung und ein mickriges Rabattangebot von 15 %. Das finde ich sehr mager und überhaupt nicht kundenfreundlich!
Update: Nach massiver persönlicher Intervention meinerseits wurde der Rabatt verdoppelt. Immerhin. Beschweren lohnt sich also! (Qualität wäre besser.)
Fazit
Derzeit kann ich vom Dienstleister Wir machen Druck bei farbigen Büchern oder Broschüren nur abraten. Klar kommen leichte Farbverschiebungen immer mal vor und für absolute Farbtreue werde ich als Layouter niemals garantieren, aber solche Extreme habe ich in meiner ganzen inzwischen recht langen Layouterkarriere noch nicht erlebt! (Dabei arbeite ich mit Druckereien rund um den Globus zusammen.)
Sehr kulant ist der Anbieter (von sich aus) nicht, höchstens dann, wenn man massiv nachhakt. Die Hürden für eine Reklamation bei Wir machen Druck finde ich außerdem sehr hoch. So kommt zum Ärger noch der ganze Aufwand hinzu!
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